[
{
„start“: 0.06,
„end“: 1.8,
„text“: „Ahmad Mansur kann kein Vorbild sein.“
},
{
„start“: 4.3,
„end“: 11.44,
„text“: „Intellektuelle wie Ahmad Mansur, die aus migrantischen Muslimen Staatsresonverfechter machen wollen, treffen zurecht auf Unverständnis.“
},
{
„start“: 12.5,
„end“: 18.78,
„text“: „Gemeinsame Palestina-Solidemos von Muslimen, Juden, Christen und Atheisten sind die besseren Brückenbauer.“
},
{
„start“: 20.22,
„end“: 22.44,
„text“: „Von Ilias Ibn Karim und Jonathan Peasman.“
},
{
„start“: 24.2,
„end“: 29.22,
„text“: „Ahmad Mansur Bücher tragen Titel wie Generation Allah oder Operation Allah.“
},
{
„start“: 30.12,
„end“: 38.68,
„text“: „In Tweets, Talkshows und Kolumnen warnt der Psychologe und Publizist unermüdlich vor Unterwerfung, Unterwanderung und Terrorunterstützung.“
},
{
„start“: 39.96,
„end“: 45.74,
„text“: „Seit dem Beginn des Genozids in Gaza tritt er zudem verstärkt als pro-israelische Stimme in Erscheinung.“
},
{
„start“: 46.84,
„end“: 55.04,
„text“: „Diese Haltung macht ihn besonders bei Politikerinnen und Politikern der christlich-demokratischen Union und christlich-sozialen Union zu einer gefragten Persönlichkeit.“
},
{
„start“: 56.28,
„end“: 66.86,
„text“: „Seit April, fördert das CSU-geführte Bundesforschungsministerium sogar ein Projekt Monsurs namens Dissident mit neun Komma fünf Millionen Euro.“
},
{
„start“: 67.9,
„end“: 73.5,
„text“: „Offiziell möchte Dissident Islamismus und Israel bezogenen Antisemitismus bekämpfen.“
},
{
„start“: 74.42,
„end“: 85.36,
„text“: „Dafür soll Monsurs unternehmen, die Monsur-Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention, MIND, GmbH, nun unter anderem Workshops an Schulen ausrichten.“
},
{
„start“: 86.54,
„end“: 91.56,
„text“: „Dabei liegt der Fokus explizit auf Jugendlichen mit internationaler Migrationsbiografie.“
},
{
„start“: 92.64,
„end“: 96.78,
„text“: „Gleichzeitig wird an mehreren deutschen Universitäten für das Projekt geforscht.“
},
{
„start“: 97.88,
„end“: 102.74,
„text“: „Jede Form der Palestiner Solidarität scheint dabei genau unter die Lupe genommen zu werden.“
},
{
„start“: 103.88,
„end“: 113.4,
„text“: „Ein erlanger Psychologieprofessor untersucht für das Projekt zum Beispiel, wie Lehrkräfte didaktisch darauf reagieren, wenn ein Schüler eine palästinensische Kuffier trägt.“
},
{
„start“: 114.44,
„end“: 119.8,
„text“: „Das Projekt macht deutlich, dass sich der Einfluss der deutschen Staatsresong keineswegs nur auf Außenpolitik beschränkt.“
},
{
„start“: 120.68,
„end“: 131.26,
„text“: „In seinem Buch über die deutsch-israelischen Beziehungen Absolution stellt der Politikwissenschaftler Daniel Marwecki fest, wenn Deutsche über Israel reden, reden sie meistens über sich selbst.“
},
{
„start“: 131.92,
„end“: 134.9,
„text“: „Geht es um Israel, dann geht es um deutsche Identität.“
},
{
„start“: 135.94,
„end“: 145.7,
„text“: „Während Muslime schon seit längerem im Fokus deutscher Integrationsdebatten stehen, dient das Bekenntnis zu Israel nun als zentraler Prüfsteingesellschaftlicher Zugehörigkeit.“
},
{
„start“: 147.34,
„end“: 151.06,
„text“: „Akteure wie Ahmad Mansour spielen in diesem Kontext eine besondere Rolle.“
},
{
„start“: 152.0,
„end“: 157.84,
„text“: „Sie sind mehr als karriereorientierte Einzelkämpfer, die zu viel mediale und politische Aufmerksamkeit erhalten.“
},
{
„start“: 158.92,
„end“: 167.16,
„text“: „Mansour ist Teil einer neuen Klasse von staatstragenden muslimischen Intellektuellen, die der Mehrheitsgesellschaft erklären, was mit den Muslimen vermeintlich nicht stimmt.“
},
{
„start“: 167.6,
„end“: 171.88,
„text“: „und dabei helfen, diese Menschen auf den Pfad von Demokratie und Integration zu führen.“
},
{
„start“: 172.54,
„end“: 179.28,
„text“: „Sie fungieren als Mustermuslime, die ihren Glaubensgeschwistern eine bejahende Haltung gegenüber dem deutschen Staat vermitteln und vorleben sollen.“
},
{
„start“: 181.26,
„end“: 183.4,
„text“: „Wie intellektuelle die herrschende Klasse stützen.“
},
{
„start“: 185.86,
„end“: 193.5,
„text“: „Dem italienischen Marxisten Antonio Gramsci zufolge sind intellektuelle nie lediglich Menschen, die ihr Leben dem Geistigen schaffen widmen.“
},
{
„start“: 194.68,
„end“: 202.02,
„text“: „Als eine Schicht von Spezialisten sind sie jene Schlüsselfiguren, die aufrechterhalten, was Gramsci kulturelle Hegemonie nannte.“
},
{
„start“: 203.04,
„end“: 211.5,
„text“: „Ein herrschendes System erhält sich nie allein durch Gewalt, sondern auch durch ein Geflecht aus Glaubenssystemen, Narrativen, Normen und Ideologien.“
},
{
„start“: 212.92,
„end“: 218.06,
„text“: „Das sorgt dafür, dass alle Klassen die bestehenden Verhältnisse akzeptieren und stützen.“
},
{
„start“: 219.26,
„end“: 222.66,
„text“: „Intellektuelle dienen als die zentralen Akteure dieser Hegemonie.“
},
{
„start“: 223.74,
„end“: 229.06,
„text“: „Sie vermitteln ihre Glaubenssätze über Bildung, Medien, Kunst und auch über Religion.“
},
{
„start“: 230.64,
„end“: 233.68,
„text“: „Religion ist wohl das älteste Vehikel kultureller Hegemonie.“
},
{
„start“: 234.58,
„end“: 241.08,
„text“: „Nicht umsonst hat die Bundesrepublik, trotz Neutralitätsgebot, den Religionsunterricht an Schulen aufrecht erhalten.“
},
{
„start“: 241.98,
„end“: 247.08,
„text“: „Dem Christentum wurde eine zentrale Rolle in der korrekten ethischen Erziehung der deutschen Bürger zugesprochen.“
},
{
„start“: 247.6,
„end“: 250.02,
„text“: „Zu groß, als dass man sie ignorieren könnte.“
},
{
„start“: 251.08,
„end“: 254.26,
„text“: „Der Islam sollte im Idealfall eine ähnliche Funktion erfüllen.“
},
{
„start“: 255.18,
„end“: 257.92,
„text“: „Aktuell wird er jedoch als Integrationshemd wahrgenommen.“
},
{
„start“: 258.579,
„end“: 261.06,
„text“: „Ahmad Mansour sorgt dafür, dass das so bleibt.“
},
{
„start“: 261.94,
„end“: 271.66,
„text“: „Sein erklärtes Ziel ist, wie er zum ersten Jahrestag der Angriffe vom siebten Oktober, zwei Tausend Dreiundzwanzig formulierte, aus fremden Demokraten zu machen.“
},
{
„start“: 272.78,
„end“: 280.9,
„text“: „Der migrantische Muslim muss vom ungezügelten und unintegrierten Individuum zum vorbildlichen demokratischen deutschen Bürger umerzogen werden.“
},
{
„start“: 282.26,
„end“: 288.26,
„text“: „Dieser deutsche Vorzeigebürger lehnt Ideen, die sich gegen staatliche Interessen wenden, selbstverständlich ab.“
},
{
„start“: 289.34,
„end“: 296.32,
„text“: „Damit fordert der deutsche Staat also nicht nur die Ablehnung von reaktionären Islamismus, sondern auch ein Bekenntnis zur Staatsreson.“
},
{
„start“: 297.46,
„end“: 306.14,
„text“: „Erwünscht sind nicht in erster Linie progressive oder demokratische Muslime, sondern solche, die die herrschende Hegemonie als gerecht und richtig anerkennen.“
},
{
„start“: 307.3,
„end“: 313.16,
„text“: „Ahmad Mansour ist eher in rechtskonservativen Medien zu Hause als in moscheen und muslimischen Communities.“
},
{
„start“: 314.32,
„end“: 317.34,
„text“: „Damit bleibt er der Rolle des außenstehenden Kritikers verhaftet.“
},
{
„start“: 318.42,
„end“: 325.98,
„text“: „Die gewünschten Veränderungen innerhalb der Gemeinden müssten eigentlich jene Muslime umsetzen, die in diesen Gemeinden und Verbänden verwurzelt sind.“
},
{
„start“: 326.96,
„end“: 339.2,
„text“: „Aber selbst wenn diese Verwurzelung besteht, bedeutet das nicht automatisch, dass daraus andere politische Positionen folgen oder dass sich die Funktion muslimischer Intellektueller gegenüber dem deutschen Staat verändert.“
},
{
„start“: 340.1,
„end“: 346.58,
„text“: „Das zeigen etwa Murat Kaiman und Ehren Güvercin, die beide als Publizisten mit einer pro-israelischen Haltung bekannt sind.“
},
{
„start“: 347.98,
„end“: 353.14,
„text“: „Beide standen früher den großen türkisch-muslimischen Verbänden in Deutschland wie DITIB nahe.“
},
{
„start“: 354.24,
„end“: 361.2,
„text“: „Heute wenden sie sich als Gründer des liberalen muslimischen Vereins Al-Hambra Gesellschaft gegen ihre ehemaligen Weggefährten.“
},
{
„start“: 362.0,
„end“: 370.22,
„text“: „Mit ihrem Hintergrund sind Kaiman und Güvercin auf den ersten Blick glaubwürdigere Akteure für Reformen innerhalb der Communities als Monsour.“
},
{
„start“: 371.48,
„end“: 376.88,
„text“: „Ihre öffentlichen Positionen sind aber eher von Staatstreue gezeichnet als von einem progressiven Weltbild.“
},
{
„start“: 377.92,
„end“: 381.46,
„text“: „Ende August erschien in der Tat ein längeres Interview mit Murat Kaiman.“
},
{
„start“: 382.56,
„end“: 389.82,
„text“: „Er habe sich in den sozialen Medien als einer der schärfsten Kritiker islamistischer Verharmlosung einen Namen gemacht, schreibt die Zeitung.“
},
{
„start“: 390.84,
„end“: 399.48,
„text“: „In dem Gespräch schiebt Cayman den muslimischen Communities und ihren Repräsentanten in die Schuhe, dass Deutsche kaum Empathie für die Menschen in Gaza zeigen.“
},
{
„start“: 402.7,
„end“: 409.98,
„text“: „hätten nicht genug Mitgefühl für die israelischen Opfer des siebten Oktober gezeigt und bekämen dieses Verhalten nun bloß gespiegelt.“
},
{
„start“: 411.2,
„end“: 417.58,
„text“: „In der rassistischen Vorstellung ist die Diskriminierung einer Gruppe nichts weiter als eine verständliche Reaktion auf ihr eigenes Verhalten.“
},
{
„start“: 418.38,
„end“: 422.92,
„text“: „Auch wenn die allermeisten Muslime in Deutschland gar keinen persönlichen Bezug zu Gaza haben.“
},
{
„start“: 424.52,
„end“: 427.1,
„text“: „Ehren Güvercin tritt mit ähnlichen Positionen auf.“
},
{
„start“: 427.6,
„end“: 434.74,
„text“: „Sein Buch, eine Streitschrift gegen den Moscheenverband Dietieb, wurde Anfang dieses Jahres wegen eines Plagiats aus dem Handel genommen.“
},
{
„start“: 435.72,
„end“: 439.12,
„text“: „Dessen ungehindert findet Gewerzin weiterhin Gehör in den deutschen Medien.“
},
{
„start“: 440.0,
„end“: 449.52,
„text“: „Bei WeltTV warnte er zuletzt vor einer antisemitischen Allianz von Linksextremisten und Islamisten, beim WDR vor islamistischer Einflussnahme an deutschen Universitäten.“
},
{
„start“: 450.56,
„end“: 459.48,
„text“: „Zudem ist der Jurymitglied bei der pro-israelischen Lobbyorganisation ELNET und Landesvorsitzender des FDP-Vereins Liberale Vielfalt.“
},
{
„start“: 459.98,
„end“: 461.08,
„text“: „in Berlin-Brandenburg.“
},
{
„start“: 463.22,
„end“: 465.22,
„text“: „Von türkischen zu israelischen Interessen.“
},
{
„start“: 467.76,
„end“: 475.66,
„text“: „Heute kritisieren Ehren Güvercin und Murat Kaiman die großen türkisch-muslimischen Verbände in Deutschland für ihre Nähe zum türkischen Staat.“
},
{
„start“: 476.78,
„end“: 478.92,
„text“: „Das war aber auch Zwei-Tausend-Fünfzehn schon so.“
},
{
„start“: 480.4,
„end“: 487.34,
„text“: „Zu dieser Zeit teilte Güvercin auf Twitter noch einen Text von Kaiman, der Dietib gegen den Vorwurf der ausländischen Kontrolle verteidigte.“
},
{
„start“: 488.3,
„end“: 491.26,
„text“: „Kaiman arbeitete damals als Justizjahr für den Verband.“
},
{
„start“: 492.12,
„end“: 501.76,
„text“: „Güvercin hielt dort Vorträge, ebenso wie bei der als islamistisch geltenden IGMG und der ATIB, die sich als Abspaltung der rechtsextremen grauen Wölfe formierte.“
},
{
„start“: 502.78,
„end“: 508.4,
„text“: „Was sich bei Güvercin und Keimann in den letzten zehn Jahren verändert hat, lässt sich nur schwer nachvollziehen.“
},
{
„start“: 509.54,
„end“: 516.26,
„text“: „Keimann verließ die Teeb-Anfang zehntausend siebzehn laut eigener Aussage aufgrund des Spionageskandals im Vorjahr.“
},
{
„start“: 517.28,
„end“: 522.74,
„text“: „Damals wurde öffentlich das Imame des Verbands Listen mit Anhängern des Predigers Fethola Gülen erstellten.“
},
{
„start“: 523.98,
„end“: 529.6,
„text“: „Gülen und seine Anhänger werden in der Türkei für den Putschversuch vom Juli, zwei Tausendsechzehn verantwortlich gemacht.“
},
{
„start“: 530.54,
„end“: 535.56,
„text“: „Im Herbst, zwei Tausendsehbzehn gründeten Keiman und Güverzin schließlich die Alhambra-Gesellschaft.“
},
{
„start“: 536.56,
„end“: 542.58,
„text“: „Es ist ihre Verbindung zur muslimischen Community, die sie zu gefragten Stimmen bei bürgerlichen Medien und Parteien macht.“
},
{
„start“: 543.5,
„end“: 548.7,
„text“: „Nichts ersehnt sich der deutsche Staat, mehr als verlässliche Partner innerhalb der muslimischen Gemeinde.“
},
{
„start“: 549.74,
„end“: 556.86,
„text“: „Gesucht werden Vereine, Verbände und Einzelpersonen, die einen Islam lehren, der Identifikation mit dem deutschen Staat fördert.“
},
{
„start“: 557.96,
„end“: 562.6,
„text“: „Muslimen soll auf theologische Weise eine Akzeptanz für die hiesigen Verhältnisse vermittelt werden.“
},
{
„start“: 563.54,
„end“: 568.06,
„text“: „Das ist letzten Endes das zentrale Problem, das der Staat mit dem Islam hierzulande hat.“
},
{
„start“: 568.98,
„end“: 576.42,
„text“: „Anders als das katholische und evangelisch-lutterische Christentum, ist er nicht traditionell in dem hiesigen hegemonialen System verankert.“
},
{
„start“: 577.4,
„end“: 580.3,
„text“: „Er erscheint daher als widerspenstig und ungezähmt.“
},
{
„start“: 581.24,
„end“: 583.72,
„text“: „Gesucht wird ein Explizit deutscher Islam.“
},
{
„start“: 584.92,
„end“: 591.38,
„text“: „Dieser deutsche oder europäische Islam wird hin und wieder mit einem liberalen und progressiven Islam gleichgesetzt.“
},
{
„start“: 592.16,
„end“: 596.64,
„text“: „Die Bekenntnisse zu Frauen und LGBTIQ-Rechten werden dafür gerne miterwähnt.“
},
{
„start“: 597.62,
„end“: 600.26,
„text“: „Dennoch sind sie meistens eher eine vorgeschobene Forderung.“
},
{
„start“: 601.48,
„end“: 609.72,
„text“: „Schließlich würde auch die katholische Kirche mit ihren Positionen zu Abtreibung und gleichgeschlechtlicher Ehe diesem progressiven Maßstab kaum gerecht werden.“
},
{
„start“: 611.56,
„end“: 614.2,
„text“: „Islamkritiker müssen nicht progressiv sein.“
},
{
„start“: 616.66,
„end“: 623.18,
„text“: „Vertreter der liberal-muslimischen Intelligenz hier müssen daher nicht zwingend progressiv oder gar islamkritisch sein.“
},
{
„start“: 624.18,
„end“: 627.42,
„text“: „Die Alhambra-Gesellschaft wird als Moderat konservativ wahrgenommen.“
},
{
„start“: 628.32,
„end“: 632.42,
„text“: „Theologisch wird hier nicht mit dem Mainstream sunnitischen Islamverständnis gebrochen.“
},
{
„start“: 633.14,
„end“: 636.94,
„text“: „Kaiman und Güvacin treten nicht als avantgardistische Reformer auf.“
},
{
„start“: 637.76,
„end“: 647.78,
„text“: „Dennoch aber als mutige Kritiker falscher Verhältnisse, die sich trotz ihres moderat konservativen islamischen Glaubens, zur deutschen Demokratie und auch zur Staatsreson bekennen.“
},
{
„start“: 649.02,
„end“: 657.2,
„text“: „Interessant ist, dass Kaiman und Güvacins Wechsel vom türkischen zum israelischen Proxy-Nationalismus weniger eine Frage der Form als des Inhalts ist.“
},
{
„start“: 658.04,
„end“: 662.52,
„text“: „Das zeigt sich besonders bei einem Thema, das für viele moderne Nationalismen wesentlich ist.“
},
{
„start“: 663.04,
„end“: 665.54,
„text“: „der Unterstützung oder Leugnung von Genoziden.“
},
{
„start“: 666.94,
„end“: 672.82,
„text“: „Die beiden Gründer der Alhambra-Gesellschaft schimpfen heute auf Muslime, die den türkischen Völkermord an den Armenien leugnen.“
},
{
„start“: 673.7,
„end“: 679.86,
„text“: „Als der Bundestag den Genozid im Sommer-Zwei-Tausendsechzehn anerkennen wollte, setzten sie sich aber selbst dagegen ein.“
},
{
„start“: 680.94,
„end“: 690.22,
„text“: „Ehren güvercin beschwerte sich damals auf Twitter, dass die armenische Lobby alles getan habe, was sie konnte, während die türkische Seite leider untätig geblieben sei.“
},
{
„start“: 691.28,
„end“: 699.26,
„text“: „Murat Kaiman schrieb zu dieser Zeit einen Text über die Armenierfrage der verblüffende Ähnlichkeiten mit seiner heutigen Rhetorik in Bezug auf Gaza offenbart.“
},
{
„start“: 700.24,
„end“: 709.68,
„text“: „Die Armenien-Resolution des Bundestags beschrieb Kaiman als Produkt einer grünen Klientelpolitik und einer persönlichen Vendetta des grünen Politikers Cem Özdemir.“
},
{
„start“: 711.12,
„end“: 721.02,
„text“: „Auch bei Gaza verschiebt Kaiman den Fokus weg vom Inhalt des Vorwurfs auf die Person einiger Ankleger, türkische Nationalisten, Islamisten oder Deutsche.“
},
{
„start“: 722.62,
„end“: 725.7,
„text“: „Letztere sein historisch nicht gut darin Genozide zu erkennen.“
},
{
„start“: 726.98,
„end“: 731.82,
„text“: „Eng verflochten mit dieser Taktik der Personalisierung ist der Vorwurf niedriger Beweggründe.“
},
{
„start“: 732.84,
„end“: 737.72,
„text“: „Bei der Anerkennung des Genozids an den Armenien gehe es um politischen Revangismus.“
},
{
„start“: 738.58,
„end“: 740.64,
„text“: „Bei Gaza um Antisemitismus.“
},
{
„start“: 741.88,
„end“: 744.84,
„text“: „Schließlich wird das Machtgefälle zwischen Tätern und Opfern nivelliert.“
},
{
„start“: 745.5,
„end“: 754.48,
„text“: „Wo Türken bei Keimaren noch das gleiche Leid, das gleiche Unrecht wie Armenia erfahren haben, über Trumpf die Boshaftigkeit der Hamas alle israelischen Kriegsverbrechen.“
},
{
„start“: 755.54,
„end“: 762.3,
„text“: „Die Fakten und Einschätzungen von Expertinnen und Experten, die eine Anerkennung der Völkermorde stützen, werden geschickt übergangen.“
},
{
„start“: 763.98,
„end“: 765.88,
„text“: „Es geht nicht um die Bildung junger Muslime.“
},
{
„start“: 768.06,
„end“: 777.34,
„text“: „Trotz großer politischer Bemühungen bleibt es aber fraglich, ob diese Klicke liberal muslimischer Intellektueller jemals schafft, was der deutsche Staat von ihnen verlangt.“
},
{
„start“: 778.44,
„end“: 787.42,
„text“: „Auch wenn all ihre teils staatlich geförderten Projekte auf junge migrantische Muslime abzielen, haben sie keine Antworten auf die tatsächliche Lebensrealität jener Menschen.“
},
{
„start“: 788.3,
„end“: 793.02,
„text“: „Systematischer institutioneller Rassismus wird geleugnet oder zumindest klein geredet.“
},
{
„start“: 794.14,
„end“: 799.42,
„text“: „Ahmad Mansour selbst erklärte anti-muslimischen Rassismus zu einem realitätsfernen Kampfbegriff.“
},
{
„start“: 800.86,
„end“: 811.58,
„text“: „Und wenn es um den Genozid in Gaza geht, ein Thema, das weit über muslimische Kreise hinaus empört, wird aus dem geforderten Bekenntnis zur Staatsrison eine Anweisung zur Komplizenschaft.“
},
{
„start“: 812.68,
„end“: 819.18,
„text“: „Viele schreckt das zu Recht ab, selbst progressive, säkulare und nicht praktizierende junge Muslime.“
},
{
„start“: 820.18,
„end“: 823.88,
„text“: „Diese Entfremdung von der vermeintlichen Zielgruppe sollte aber nicht überraschen.“
},
{
„start“: 825.0,
„end“: 828.76,
„text“: „Die muslimische Community war nie die eigentliche Zielgruppe dieser Intellektuellen.“
},
{
„start“: 829.76,
„end“: 838.56,
„text“: „Ihre Projekte zielen zwar offiziell auf die Aufklärung und Bildung junger Musliminnen und Muslime, In Wahrheit aber adressieren sie das politische und mediale Establishment.“
},
{
„start“: 839.2,
„end“: 841.98,
„text“: „Denn dort sitzen diejenigen, die Karrieren ermöglichen.“
},
{
„start“: 842.68,
„end“: 846.18,
„text“: „In Ministerien, Stiftungen, Parteien und Redaktionen.“
},
{
„start“: 847.28,
„end“: 854.66,
„text“: „Entsprechend sind die Positionen so formuliert, dass sie vor allem die bürgerliche, mehrheitlich nicht muslimische Öffentlichkeit überzeugen sollen.“
},
{
„start“: 855.48,
„end“: 862.0,
„text“: „Das bedeutet aber nicht, dass die Arbeit dieser Personen ohne jedweden Effekt auf Musliminnen und Muslime ist.“
},
{
„start“: 863.24,
„end“: 871.12,
„text“: „Ironischerweise arbeiten diese liberal muslimischen Intellektuellen gegen ihr vermeintliches Hauptziel, die Zurückdrängung des reaktionären Islamismus.“
},
{
„start“: 872.16,
„end“: 883.64,
„text“: „Islamisten sehen Muslime in einem permanenten Krieg mit dem Westen, einem Krieg, der sowohl militärisch durch imperialistische Kriege als auch ideologisch durch die Verbreitung fremder Werte ausgetragen wird.“
},
{
„start“: 884.74,
„end“: 889.16,
„text“: „Der Islamismus deutet Verbrechen wie die in Gaza in ein religiöses Feindbild um.“
},
{
„start“: 890.1,
„end“: 896.22,
„text“: „Zugleich stempelt er Muslime mit progressiven Ansätzen als westliche Agenten und Verräter ab.“
},
{
„start“: 897.34,
„end“: 902.04,
„text“: „Die liberalmuslimischen Intellektuellen verstärken dieses Narrativ direkt wie indirekt.“
},
{
„start“: 902.66,
„end“: 906.34,
„text“: „Sie zeichnen den Krieg in Gaza als zivilisatorischen Konflikt.“
},
{
„start“: 906.94,
„end“: 911.48,
„text“: „Hier die westlich-liberale Demokratie, dort barbarische islamistische Horden.“
},
{
„start“: 912.52,
„end“: 919.96,
„text“: „Von dem Muslim in Deutschland wird erwartet, dass er sich zur Schwesterdemokratie im Nahen Osten bekennt, sofern er als echter Demokrat gelten möchte.“
},
{
„start“: 920.88,
„end“: 932.56,
„text“: „Er wird somit vor die Wahl gestellt, entweder das Stigma des Integrationsverweigerers zu tragen oder passiver Komplize in einem Massenmord zu werden, der bereits mindestens achtzigtausend Leben gefordert hat.“
},
{
„start“: 933.8,
„end“: 936.08,
„text“: „Es muss aber nicht bei dieser unmöglichen Wahl bleiben.“
},
{
„start“: 937.2,
„end“: 940.8,
„text“: „Die Antwort auf die vorherrschende Hegemonie ist die Gegenhegemonie.“
},
{
„start“: 942.08,
„end“: 951.18,
„text“: „Sie setzt einerseits den Konsens voraus, dass die bestehenden Verhältnisse falsch sind und andererseits das Bewusstsein dafür dass eine Veränderung der Verhältnisse möglich ist.“
},
{
„start“: 951.94,
„end“: 959.18,
„text“: „Sie wird von einer organisierten, heterogenen Bewegung getragen, die neue Antworten bietet und die herrschende Politik infrage stellt.“
},
{
„start“: 959.88,
„end“: 965.3,
„text“: „In vielerlei Hinsicht sehen wir das teilweise in der Praxis bei der Solidaritätsbewegung mit Palästina.“
},
{
„start“: 966.92,
„end“: 974.94,
„text“: „Hier kommen sowohl säkulare als auch praktizierende Muslime mit Menschen jüdischen und christlichen Glaubens sowie mit Konfessionslosen zusammen.“
},
{
„start“: 975.96,
„end“: 979.58,
„text“: „Frauen mit Hijab marschieren hier in derselben Menge mit Queerfeministinnen.“
},
{
„start“: 980.24,
„end“: 987.48,
„text“: „Die gemeinsame Sache für Gaza und die Kritik an der deutschen Staatsräson haben ein gewaltiges Potenzial, soziale Gräben zu überwinden.“
},
{
„start“: 988.34,
„end“: 990.86,
„text“: „Man darf dieses Momentum nur nicht verpassen.“
}
]